Dr. Harry Lövenich-Ciccarello

Was ist Migräne?

Die Migräne ist der zweithäufigste Kopfschmerz nach dem Spannungskopfschmerz. Allerdings beeinträchtigt Migräne das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit oft in viel erheblicherem Maße als andere Kopfschmerzsyndrome.

Was passiert bei einem Migräneanfall?

Einige Migränepatienten spüren schon Stunden vor einem Migräneanfall unspezifische Beschwerden wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit und eine Vielfalt anderer sogenannter prodromaler Erscheinungen.
Direkt vor einem Migräneanfall kann es dann zu neurologischen Reizerscheinungen kommen, dieses Phänomen wird Migräneaura genannt. Das häufigste Symptom ist ein sich ausbreitendes Flimmern vor beiden Augen. Ausgelöst wird dies durch eine Reizung der Hirnrinde.
Anschließend treten eine Entzündungsreaktion und eine Gefäßerweiterung auf. In dieser Phase kommt es zu heftigen pochenden Kopfschmerzen, dieser Kopfschmerz ist oft einseitig. Zudem tritt oft eine Überempfindlichkeit gegen Licht oder Geräusche auf sowie Übelkeit und Erbrechen. Schon kleinste alltägliche Anstrengungen führen in dieser Phase zu einer weiteren Zunahme der Beschwerden.

Welche anderen Kopfschmerzformen gibt es?

Neben Migräne mit oder ohne Aura gibt es noch diverse weitere Kopfschmerzsyndrome. Die meist vorkommenden sind folgende:

Spannungskopfschmerz

Ein meist symmetrischer leichter bis mäßiger, drückender Kopfschmerz in der Regel ohne Übelkeit, Erbrechen oder Überempfindlichkeit. Meist können bei diesem Kopfschmerz die alltäglichen Aktivitäten, anders als bei der Migräne, beibehalten werden.

Clusterkopfschmerz

Ein sehr heftiger Kopfschmerz, der einseitig hinter dem Auge lokalisiert ist und begleitet wird von einem tränenden Auge oder einer laufenden Nase, zudem kann das Augenlid abhängen. Typischerweise tritt dieser Kopfschmerz mehrere Male täglich in Anfällen zwischen 30 Minuten und drei bis vier Stunden auf.

Kopfschmerz durch Medikamentenübergebrauch

Durch regelmäßige Einnahme von Medikamenten gegen einen Kopfschmerzanfall, beispielsweise einer Migräne, kann es zu einem zweiten Kopfschmerz kommen. Problematisch ist, dass hierdurch das Muster des ursprünglichen Kopfschmerzes nicht mehr erkennbar ist. Zunächst ist dann eine Entwöhnung von Schmerzmedikamenten erforderlich.

Welche Untersuchungen sind bei Kopfschmerzen notwendig?

Nach einer ausführlichen Anamnese ist oft schon eine Diagnose möglich. Die neurologische Untersuchung ist bei Kopfschmerzen meist unauffällig. Ein Kopfschmerztagebuch hilft Einsicht in Häufigkeit des Kopfschmerzes und mögliche auslösende Ereignisse zu erhalten.
In seltenen Fällen ist ein MRT des Kopfes oder eine Blutuntersuchung notwendig, um eine andere zugrundeliegende Erkrankung auszuschließen. Noch seltener ist eine Lumbalpunktion erforderlich. Alarmsymptome sind beispielsweise sehr schnell auftretender heftiger Kopfschmerz, langsam zunehmender Kopfschmerz, Fieber oder neurologische Ausfallserscheinungen.
Anders als viele denken sind Kopfschmerzen kein typisches erstes Symptom eines Hirntumors. Vielmehr kommt es bei Hirntumoren zu neurologischem Ausfall oder epileptischen Anfällen.

Wie behandelt man Kopfschmerzen?

Unterschieden wird die Behandlung eines Kopfschmerzanfalls und die präventive Behandlung.

Anfallsbehandlung

Bei den meisten Kopfschmerzformen helfen gewöhnliche Schmerzmittel wie Paracetamol, Aspirin oder Ibuprofen. Bei Migräne weist allerdings eine spezifische Behandlung mit Triptanen oft einen besseren Effekt auf. Neben der klassischen Tablettenform sind auch Injektionen oder Nasenspray erhältlich. Vorteil ist, dass diese auch bei Erbrechen wirken und schneller aufgenommen werden. Clusterkopfschmerz reagiert gut auf die Inhalation von sehr hohen Dosierungen von Sauerstoff über eine Maske. Aufgrund der kurzen Anfallsdauer sind Tabletten nicht sinnvoll, allerdings wirken Injektionen mit Sumatriptan sehr gut.

Präventive Behandlung

Allgemeine Maßnahmen zur Vorbeugung sind regelmäßige sportliche Betätigung, regelmäßige Schlafzeiten und das Vermeiden von übermäßigem Koffeinkonsum. Auch Entspannungstechniken tragen zu einer Minderung der Kopfschmerzen bei und können bei einem Physiotherapeuten erlernt werden. Bei häufigen oder stark invalidierenden Kopfschmerzen kann eine vorbeugende medikamentöse Behandlung gestartet werden. Hierdurch kann auch ein drohender Kopfschmerz durch Übergebrauch vermieden werden. Für die Migräneprävention stehen eine Vielzahl von Medikamenten zur Verfügung: bestimmte Blutdruckmedikamente, Antiepileptika und im Fall einer chronischen Migräne mit mehr als 15 Kopfschmerztagen im Monat kann Botox die Anfallshäufigkeit senken. Die neueste Entwicklung sind Antikörper die einen Botenstoff im Entzündungsprozess bei Migräne blockieren- selbst bei Migräne, die auf keine andere Behandlung reagiert hat. Spannungskopfschmerz kann, wenn nötig, mit niedrigdosierten Antidepressiva präventiv behandelt werden. Zur Vorbeugung von Clusterkopfschmerzanfällen werden Verapamil oder Lithium verwendet. Kurzfristig kann auch Kortison helfen.