Dr. Harry Lövenich-Ciccarello

Was ist ein KTS?

Beim Handgelenk wird der Medianusnerv – einer der wichtigsten Nerven der Hand – häufig im Karpaltunnel eingeklemmt.
Hierdurch können insbesondere in der Nacht oder bei bestimmten Haltungen Beschwerden in der Hand und im Arm auftreten. Typischerweise erwacht der Betroffene mit einem unangenehmen Kribbeln in den Händen, kann aber in diesem Rahmen starken Schmerzen haben. Diese können manchmal sogar bis zur Schulter ausstrahlen. Ein KTS tritt einseitig oder sogar beiderseits auf.

Was sind Ursachen für ein KTS?

Zum einen spielt Veranlagung bei dieser sehr häufigen Diagnose eine wichtige Rolle. Manchmal können andere Faktoren wie ein Diabetes, eine Schilddrüsenunterfunktion oder ein Gelenksrheuma eine Rolle spielen. Auch kann eine Schwangerschaft zum Auftreten eines KTS führen.

Wie wird ein KTS diagnostiziert?

Zunächst ist eine detaillierte Erhebung der Beschwerden und auslösenden Situationen erforderlich. Danach folgt eine neurologische Untersuchung auch um andere Ursachen der Beschwerden auszuschließen.
Direkt anschließend führe ich eine Neurographie aus, hierbei wird die Leitgeschwindigkeit des eingeklemmten Nervs bestimmt und diese mit anderen (gesunden) Nerven verglichen. In seltenen Fällen sind weitere Untersuchungen z.B. eine Blutuntersuchung notwendig.

Gibt es alternative Erklärungen für Kribbeln in den Händen?

Auch wenn das KTS eine sehr häufige Ursache vor allem für nächtliches
Kribbeln in den Händen ist, kann dies auch durch andere Erkrankungen
verursacht werden. Oft ist hierbei die Symptombeschreibung
richtungsweisend.

  • In Kombination mit ausstrahlenden Nackenschmerzen kann ein
    Bandscheibenvorfall in der Nackenwirbelsäule die Ursache sein.
  • Bei gleichzeitigen Gefühlsstörungen in den Füßen muss an eine
    Polyneuropathie gedacht werden.
  • Akute oder schnell zunehmende Beschwerden können auf eine Hirndurchblutungsstörungen oder eine entzündliche Erkrankung deuten.
  • Manchmal kann eine Muskelverspannung auch zu einer veränderten Gefühlswahrnehmung fühlen.

Wie behandelt man ein KTS?

Es gibt 4 Behandlungsmöglichkeiten:

1. Abwarten

Manchmal bestehen Beschwerden nur kurzfristig oder treten im Anschluss an eine Überbelastung auf. Dann ist Abwarten sicher eine Möglichkeit. Pragmatisch kann auch bei vor allem nächtlichen Beschwerden ein Handgelenksschoner aus dem Sportladen kurzfristig probiert werden.

2. Schienenbehandlung

Die professionellere Version der Handgelenksstabilisierung hilft vor allem bei nächtlichen Beschwerden. Durch unwillkürliches Beugen und Strecken des Handgelenks kommt vor allem in der Nacht der Medianusnerv zusätzliche ‚in die Klemme‘. Diesen Haltungen beugt eine Schiene vor.

3. Lokale Kortisoninjektion

Der Medianusnerv reagiert mit einer Schwellung auf die Einklemmung. Durch Kortison wird diese Schwellung verringert. Dadurch verbessern sich in etwa 2/3 der Fälle die Beschwerden deutlich. Allerdings hält der Effekt häufig nur zeitweise an.

4. Operation

Eine operative Durchtrennung des Bandes, welches das Dach des Karpaltunnels bildet, verbessert die Beschwerden in mehr als 3/4 der Fälle. Es ist die effektivste Behandlung. Nach diesem Eingriff unter lokaler Betäubung kann die operierte Hand einige Zeit nicht vollständig eingesetzt werden. Die Wahl der Behandlung hängt von vielen Faktoren ab. In einem Gespräch anschließend an die Diagnostik können wir zusammen eine Entscheidung finden und im Falle einer Entscheidung zur Kortisoninjektion kann ich diese direkt ausführen. Bei Entscheidung zu einer Operation erfolgt direkt ein vorbereitendes Gespräch mit meinem Kollegen Dr. Fischer.