Dr. Harry Lövenich-Ciccarello

Was ist Demenz?

Demenz und „Alzheimer“ sind nicht dasselbe.
Eine Demenz ist eine schleichende Verschlechterung der geistigen Fähigkeiten. Hierbei ist häufig das Gedächtnis betroffen. Demenz ist aber nicht nur eine Gedächtnisstörung. Auch andere geistige Fähigkeiten sind betroffen. Hierzu zählen das Sprachvermögen, die Aufmerksamkeit, das Planungsvermögen, das Entscheidungsvermögen sowie die räumliche Orientierung. Außerdem können das Verhalten und die Stimmung verändert sein. Die Einschränkung der Fähigkeiten ist bei der Diagnose Demenz so ernsthaft, dass alltägliche Tätigkeiten deutlich beeinflußt werden.

Die Alzheimerdemenz ist ein spezifischer Typ einer Demenz. Bei Alzheimer kommt es zur Ablagerung von krankhaften Proteinen im Gehirn. Die Alzheimererkrankung ist die häufigste Ursache einer Demenz.

Eine weitere häufig auftretende Demenz ist die vaskuläre Demenz, die aufrund von Durchblutungsstörungen des Gehirns entsteht.
Weitere seltenere Typen der Demenz sind die Frontotemporale (FTD) Demenz, die Parkinsondemenz und die Demenz mit Lewy Körperchen. Bei der FTD stehen Verhaltensstörungen im Vordergrund. Die Parkinsondemenz und Demenz mit Lewy Körperchen sind gekennzeichnet durch eine zusätzliche Bewegungsstörung.
Regelmäßig treten auch Mischtypen von Demenzen auf, meist eine Kombination von Alzheimer und vaskulärer Demenz.

Was sind die Beschwerden bei einer Demenz?

Oft stehen bei einer Demenz Gedächtnisstörungen im Vordergrund. Diese verschlechtern sich schleichend. Wortfindungsstörungen beeinträchtigen die flüssige Sprache. Durch räumliche Orientierungsstörungen können Demenzpatienten sich in weniger bekannter Umgebung, später auch in bekannter Umgebung verlaufen. Der Gebrauch von alltäglicher Apparatur wie beispielsweise eines Telefons oder einer Fernbedienung gelingt nicht mehr. Das Treffen von Entscheidungen wird schwieriger. Durch die Konfrontation mit den Störungen aber auch direkt durch die Schädigung des Gehirns können Verhaltensauffälligkeiten und Stimmungsstörungen auftreten.

Wie wird eine Demenz diagnostiziert?

Zunächst ist die Untersuchung auf das diagnostizieren des Vorliegen einer Demenz gerichtet. Ab und zu einen Schlüssel verlegen oder vergessen, was man aus dem Keller holen wollte, ist noch keine Demenz.
Der erste Schritt in der Diagnose ist eine ausführliche Anamnese: die Erfassung der Beschwerden, Vorerkrankungen und der aktuellen Medikamente. Auch ein Gespräch mit einem Angehörigen ist wichtig, da in vielen Fällen einer Demenz der Betroffene einen Teil seiner Symptome nicht gut wahrnimmt.
Der folgende Schritt ist eine neurologische Untersuchung sowie eine gerichtete Testung der geistigen Fähigkeiten mittels eines standardisierten Testverfahrens. Hierzu werden beispielsweise ein MMST (Mini mental status test) oder aber ein MOCA (Montreal cognitive assessment) und bei im Vordergrund stehenden Problemen des Verhaltens und des Planungsvermögens manchmal ein FAB (frontal assessment battery) eingesetzt.
Zudem erfolgt meist eine Blutabnahme, um Störungen der Nieren- und Leberfunktion, der Schilddrüse, Vitaminmangel und andere mögliche Ursachen des beeinträchtigten geistigen Vermögens nachzuweisen und eventuell zu behandeln.
Auch ein MRT (zumindest aber ein CT) gehört zur Standarddiagnostik beim Vermuten einer Demenz. Das MRT kann manchmal helfen, die Ursache einer Demenz deutlicher zu machen (z.B. Nachweis von Schlaganfällen) und dient dem Ausschluss anderer Erklärungen (z.B. von langsam wachsenden Tumoren oder Blutungen zwischen den Hirnhäuten).
In seltenen Fällen ist auch eine Lumbalpunktion erforderlich. Hierbei werden vor allem zur Diagnose der Alzheimererkrankung Veränderungen der Zusammenstellung der Proteine in der Hirnflüssigkeit nachgewiesen.

Wie unterscheidet der Neurologe die verschiedenen Formen der Demenz?

Das Muster der geistigen Störungen und auch der Verlauf hiervon können helfen die Diagnose zu stellen. Tritt eine schrittweise Verschlechterung auf, kann dies auf eine vaskuläre Demenz deuten. Stehen Verhaltensauffälligkeiten im Vordergrund, kann eine frontotemporale Demenz vorliegen.
Im Rahmen der neurologischen Untersuchung wird auf begleitende Symptome wie Bewegungsstörungen oder lokale Ausfallserscheinungen geachtet. Bei Bewegungsstörungen kann eine Demenz mit Lewy Körperchen ursächlich sein.
Im MRT kann eine Schrumpfung spezifischer Hirngebiete auf eine Alzheimer Demenz hinweisen, andere Gehirngebiete deuten auf eine frontotemporale Demenz hin.

Der Neurologe beurteilt in der Zusammenschau alle Befunde und kann dann in der Regel eine Diagnose stellen.

Wie wird eine Demenz behandelt?

Leider gibt es bislang keine Heilungsmöglichkeit bei einer Demenz. Derzeit werden Medikamente eingesetzt, die vorübergehen die geistigen Fähigkeiten verbessern können. In der Regel wird damit die Verschlechterung der Funktionen ein halbes Jahr „zurückgedreht“, heißt der Zustand kann sich zeitlich auf das Funktionsniveau von 6 Monaten zuvor verbessern. Hierbei ist allerdings das Ansprechen auf die Medikamente von Patient zu Patient unterschiedlich.
Zudem ist eine Behandlung der Folgen einer Demenz manchmal erforderlich. Ängste, Depression und manchmal sogar Halluzinationen können behandelt werden.
Eine gute Information über die zu erwartende Verschlechterung ist wichtig, ebenso eine frühzeitige Planung von unterstützenden Maßnahmen für die Zukunft. Auch (medizin-)rechtliche Aspekte wie die Erteilung von Vorsorgevollmachten und das Erstellen eines Patiententestaments sind sinnvoll.

Kann ich einer Demenz vorbeugen?

Eine gesunde Ernährung, ausreichende Bewegung und eine Beschränkung des Alkoholkonsums, sowie die Behandlung von Gefäßrisikofaktoren wie Diabetes oder Bluthochdruck und auch das Einstellen des Rauchens haben einen positiven Einfluß auf die geistige Leistung in der Zukunft. Menschen mit einer höheren Ausbildung haben mehr kognitive Reserven, das bedeutet, dass auch ein mental aktiver Lebensstil das Auftreten einer Demenz verzögern kann. Viele Menschen denken mit der Einnahme von Vitaminepräparaten oder Nahrungsergänzungsmittel  einer Demenz vorbeugen zu können Allerdings gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass eine ergänzende Vitaminzufuhr, mit Ausnahme bei Patienten mit Vitaminmangelzuständen, vor Demenz schützt. In den gebräuchlichen Dosierungen sind allerdings diese Präparate auch nicht gefährlich, schon aber wenn die empfohlenen Dosierungen deutlich überschritten werden.